10.03.2020 – noch 5 Tage

„Ich brauche keinen Grund um zu gehen, wenn ich keinen mehr habe um zu bleiben“ – unbekannt

Gestern traf ich beim einkaufen zufällig einen Freund aus Kindertagen. Nach dem üblich Smalltalk und dem „Und wie geht´s dir so?“ Geplänkel sagte er ganz unerwartet zu mir „Du hast dich ganz schön verändert. Ich habe das Gefühl als würde ich dich nicht mehr richtig kennen.“ Seine Aussage traf mich zunächst tief. Als Kinder hatten wir so viel Zeit gemeinsam verbracht, waren quasi zusammen aufgewachsen und einander sehr vertraut. Doch nach der Schulzeit drifteten unsere Wege auseinander und jeder ging seinen eigenen Pfad entlang.

Auf der Autofahrt zurück in meine Steinwohnung ging mir seine Aussage nicht mehr aus dem Kopf und ich begann zu grübeln, ob ich mich wirklich so stark verändert hatte. Nach kurzer Überlegung kam ich zu dem Schluss, dass er definitiv recht hatte. Noch vor einem Jahr war mein Leben ein völlig anderes gewesen. Ich befand mich in einer unglücklichen Beziehung, in der es keinen Schritt weiter ging und wir mehr oder weniger aneinander vorbeilebten. Die gegenseitige Liebe war meinerseits nicht mehr vorhanden und ich fragte mich nahezu täglich wann sie mir denn abhanden gekommen war. Kurzum ich war unglücklich und sah für mich keinen Sinn mehr diese Beziehung weiterhin aufrecht zu erhalten. Mein damaliger Partner hingegen schien glücklich, verliebt und rundum zufrieden. Da prallten zwei Welten aufeinander die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Lange überlegte ich hin und her wie sich unsere Beziehung denn noch zu retten war, ohne nennenswertes Ergebnis. Doch auch die Entscheidung sich zu trennen war nicht einfach, denn ich würde nicht nur meinen Partner verlieren sonder auch das gemeinsame Hobby Feuerwehr und den gesamten Freundeskreis der sich um die ehrenamtliche Tätigkeit zog. Alles in allem, nicht gerade wenig.
Gespräche brachten unsere Beziehung jedoch nicht voran und so entschloss ich mich die Beziehung Anfang Herbst zu beenden.

Ich fühlte mich befreit von einer unsichtbaren Last, welche auf meinen Schultern gelegen hatte und blickte zuversichtlich in die Zukunft.

Ein paar Wochenenden später, ich war bereits mit Sack und Pack aus der gemeinsame Wohnung ausgezogen, fuhr ich nach Witzeeze zum Meet-up der Dachzeltnoaden. Im Nachhinein betrachtet war es ein Wochenende das mein Leben nachhaltig verändern sollte. Zum ersten mal fühlte ich mich angekommen in einer Gemeinschaft aus Fremden, die ich alle noch gar nicht kannte und trotzdem schienen sie mir vertraut. Eine Gemeinschaft in der sich keiner rechtfertigen und erklären muss warum er oder sie denn mit oder ohne Dachzelt unterwegs ist. Ich erlebte hautnah mit wie es ist, Vollzeit im Auto zu leben und viele meiner Fragen und Unsicherheiten verwandelten sich in Tatendrang. Endlich war ich angekommen in dieser Gemeinschaft in der jeder so sein konnte wie er oder sie ist. Danach hatte ich so lange gesucht!

Seit diesem Wochenende Anfang Oktober befinde ich mich mittendrin in meinem neuen, selbstbestimmten und erfüllten Leben. Selbstverständlich habe ich mich in dieser Zeit verändert. Meine Prioritäten haben sich verschoben und ich bin Achtsamer mit mir und meiner Umwelt geworden. Rückblickend waren die Veränderungen im letzten Jahr die beste Entscheidung die ich hätte treffen können, denn sonst wäre ich nicht an dem Punkt an dem ich gerade bin. Zudem hätte ich viele tolle Menschen wohl nie kennen gelernt, die inzwischen Teil meines neuen Lebens geworden sind.

In diesem Sinne: alles richtig gemacht Vergangenheits – Laura