Im letzten Blogbeitrag habe ich ja das Arbeits- und Reisekonzept „Work & Travel“ sowie die Plattform „Workaway“ näher vorgestellt, doch heute soll es um meine ganz persönlichen Erfahrungen gehen. Um noch spezifischer zu werden, es geht um meine allererste Erfahrung mit „Workaway“, den Aufenthalt bei meinem ersten Gastgeber und die Tätigkeiten, welche ich bei ihm ausgeführt habe..
*Um die Privatsphäre meiner Gastgeber und Mitbewohner zu schützen werde ich weder ihre echten Namen verwenden, noch werde ich persönliche Informationen wie beispielsweise Wohnort etc. preisgeben. Ich bin mir sicher, du kannst das verstehen und respektieren.
Im Oktober 2020 begann ich mit der Suche nach meinem ersten Gastgeber über das Portal „Workaway“. Ich hatte noch keine konkreten Angaben oder Vorstellungen, ich wusste lediglich, dass ich mit der Fähre aus Dänemark einreisen und in Kristiansand ankommen würde. Zudem hatte ich die behördliche Auflage der Norwegischen Einreisebehörde, dass ich nach der Einreise eine 10 tägige Quarantäne an einem festen Standort abhalten musste. Also beschränkte ich meine Suche auf die Metropolregion Kristiansand und wurde tatsächlich fündig. Ich kontaktierte den Gastgeber, schilderte in meiner Nachricht den konkreten Sachverhalt und fragte auch direkt ob es möglich wäre bei ihm die 10 tägige Quarantäne zu verbringen. Mein Gastgeber, nennen wir ihn mal Henrik, war sehr freundlich und kommunikativ. Wir beschlossen einen Termin für ein kurzes Videotelefonat um uns ein wenig besser kennen zu lernen und um ein paar ausstehende Fragen meinerseits zu klären. Im Videotelefonat beantwortete er nicht nur all meine Fragen zur Einreise und sagte mir zu, dass ich bei ihm arbeiten könne, sondern er versprach mir außerdem, dass er die Einreisepapiere für die norwegischen Behörden für mich ausfüllen würde. Nach dem Telefonat war ich wie beflügelt, alles schien zu klappen. Ich hatte einen Gastgeber gefunden der Bedarf an „Workaway- Personal“ hatte, ich konnte meine Quarantäne bei ihm verbringen und er wollte mir sogar bei den Einreisepapieren helfen.
Tatsächlich bekam ich wenige Tage später die ausgefüllten Dokumente für meine Einreise per Mail geschickt und konnte so nun final weiter planen. Die Monate zogen ins Land, Weihnachten und der Jahreswechsel zogen vorbei und schwuppdiwupp war es Ende Januar und ich startete in mein Abenteuer Norwegen 2021.
Ich habe mich damals für eine direkte Fährverbindung von Dänemark nach Norwegen entscheiden, da zu dem Zeitpunkt nicht möglich war von Schweden nach Norwegen einzureisen. Die Fährverbindungen von Dänemark nach Norwegen wurden zwar in ihrer Intensität eingeschränkt und auf eine „Linie“ reduziert, doch immerhin blieb der Fährverkehr aufrecht.
Für meine Einreise nach Dänemark musste ich ein negativen Corona-Abstrich nachweisen, welcher nicht älter als 48 Stunden sein durfte, also erledigte ich dies noch kurz vor meiner Abreise bei meiner Hausärztin. Ich verabschiedete mich von meinem Liebsten und machte mich mit meinem negativen Abstrich und der gebuchten Fährverbindung am Morgen des 22.01.2021 auf den Weg gern Norden. Die Fahrt durch Norddeutschland gestaltete sich reibungslos und ich kam gut voran, lediglich in meinem Kopf war es alles andere als entspannt. Meine Gedanken kreisten um die kommenden Ereignisse wie die Einreise nach Dänemark und dann im weiteren Verlauf um die Einreise nach Norwegen. Ich hoffte inständig, dass ich alle nötigen Papiere richtig ausgefüllt hatte und dass meine Einreise nicht an einem kleinen „Formfehler“ wie beispielsweise einem fehlenden Dokument scheitern würde. So stieg meine Aufregung kurz vor dem ersten Grenzübergang und ich fühlte mich fast so nervös wie damals vor meiner Abiturprüfung. Hui, ich sag´s dir, ich war alles andere als tiefenentspannt. Doch alles lief glatt, ich zeigte meinen Reisepass, den negativen Abstrich und meine Buchungsbestätigung der Fähre vor. Die Grenzbeamten hatten nichts zu beanstanden und so durfte ich einreisen. Somit hatte ich nach der Einreise ein behördlich vorgegebenes Zeitfenster von 24 Stunden um das Land zu durchqueren, ich durfte nur anhalten um zu tanken oder auf die Toilette zu gehen. Außerdem musste ich mich von Großstädten sowie großen Menschenmassen fernhalten, doch das war ja sowieso nicht meine Intention. Ganz im Gegenteil, ich wollte möglichst schnell das Land von Süd nach Nord durchqueren um wenige Stunden später die Fähre von Hirtshals zu nehmen. Kurz hinter der dänischen Grenze fiel die erste Last von meinen Schultern ab, puuh, soweit so gut. Die erste Aufregung verflog und ich schöpfte Mut, dass die kommenden Hürden auch zu bezwingen waren. Die Fahrt durch Dänemark verlief problemlos, ich kam gut voran und lag sehr gut in der Zeit. Es begann jedoch währenddessen zu regnen und zu stürmen und ich machte mich schon mal mit dem Gedanken vertraut, dass die Fährüberfahrt vielleicht ein wenig schaukelig werden könnte. Naja nützt ja nichts, kann ich nicht ändern und auch das schaff ich schon.
Gegen Einbruch der Dunkelheit kam ich am Fährterminal in Hirtshals an und checkte ein. Auch hier wieder vorzeigen meines negativen Testergebnisses, des Reisepasses und meiner Buchungsbescheinigung. Ich bekam ein mehrseitiges englisch sprachiges Formular ausgehändigt, welches ich ausfüllen und bei den Grenzbeamten am Zielhafen Kristiansand wieder aushändigen sollte. Und ehe ich mich versah, fand ich mich in der Warteschlange für die Fähre wieder. War doch gar nicht so schwer…
Zu meinem Erstaunen verlief die Fährfahrt sehr ruhig, trotz ein wenig Seegang, doch alles in allem lies es sich sehr gut aushalten. Bestimmt war auch ein Rest Adrenalin mit im Spiel 🙂
Die Überfahrt verbrachte ich damit die ausgehändigten Unterlagen auszufüllen, zu lesen und Musik zu hören. Die 3 stündige Überfahrt verging schnell und gegen Mitternacht sollte das Schiff in Kristiansand anlegen. Am Hafen angekommen stieg meine Nervosität ein letztes mal und ich rollte mit meinem Fahrzeug aus dem Bauch der Fähre heraus und auf norwegischen Boden. Die Organisation im norwegischen Fährterminal lief wie ein gut geschmiertes Uhrwerk, kaum aus der Fähre herausgefahren, lotsten mich verschiedene Crewmitglieder zu einem Parkplatz und gaben mir zu verstehen, dass ich mein Auto dort abstellen und in das anschließende Hafengebäude gehen sollte. Dort würde der verpflichtende Covid-Abstrich stattfinden. Auch hier war alles perfekt organisiert und das medizinische Personal arbeitete routiniert. Ich lies den Abstrich über mich ergehen und bekam die Anweisung, dass ich das Testergebnis in den nächsten 12 Stunden erhalten würde, solange dürfte ich mit niemandem in Kontakt kommen. Ich gab meine Telefonnummer an um in wenigen Stunden den Anruf mit dem Testergebnis zu erhalten. Nach dem Abstrich war es knapp 01:00 Uhr nachts und ich stieg wieder in mein Auto um mich auf den Weg zum Zoll und dem Einreiseterminal zu machen. Ich verzollte all meine eingeführten und zollpflichtigen Waren und fuhr zum nächsten Schalter. Dort gab ich meine ausgefüllten Dokumente ab, zeigte noch ein letztes mal meine Reisepass vor und dann durfte ich offiziell das Hafengelände verlassen. Gegen 02:30 Uhr war ich ganz offiziell nach Norwegen eingereist und die letze Anspannung fiel von mir ab, es flossen die ersten Freudentränen und ich war unglaublich glücklich, wie reibungslos doch alles geklappt hatte.
Ich fuhr zu einem ruhigen Parkplatz in der Nähe und verbrachte dort meine erste Nacht auf norwegischem Boden, ohne Kontakt zu anderen Menschen. Gegen 08:15 Uhr klingelte mein Telefon und ich erhielt die Information, dass mein Testergebnis vom Abstrich in der Nacht negativ ausgefallen war und dass ich somit offiziell zu meinem Gastgeber fahren durfte um dort meine anschließende 10 tägige Quarantäne zu verbringen. Ich kontaktierte Henrik und kündigte mich für den Vormittag bei ihm an. Nach dem Frühstück fuhr ich die letzten Kilometer zu Henriks Wohnort, außerhalb von Kristiansand. Dort angekommen begrüßte er mich, zeigte mir das Haus und stellte mich den anderen Workawayern vor, die gerade bei ihm wohnten.
Ein Australier, ein Argentinier, eine Griechin und ein spanisches Pärchen… also 5 Mitbewohner und mein Gastgeber 🙂 Ich freute mich über den so wunderbar gemixten und multikulturellen Haushalt und fand schnell Anschluss zu meinen neuen Mitbewohnern auf Zeit.
Die Arbeiten bei Henrik gestalteten sich sehr vielfältig und jedes mal aufs neue spannend. Henrik ist gebürtiger Norweger, Mitte 30, selbstständig (betreibt einen Onlinehandel für Gold- und Silbermünzen), arbeitet von zuhause und vermietet mehrere Hütten auf seinem Grundstück sowie 4 Zimmer in seinem Haus über Airbnb.
Jeder Tag begann gegen 09:15 mit einem gemeinsamen Frühstück, währenddessen wurden die Tagesaufgaben besprochen und an die verschiedenen Leute verteilt. Täglich wiederkehrende Aufgaben wie Schnee schippen, den Weg mit Kies abstreuuen (um ihn begehbar zu machen, da es sonst Spiegelgatt war), Holz hacken, Kochen, putzen oder aufräumen der gemeinsam genutzten Räume . Diese Tätigkeiten wurden im Wechsel von uns allen ausgeführt, jeder übernahm mal jede Tätigkeit und lernte so alle Bereiche und Aufgaben kennen.
Außerdem gab es da noch Spezialaufgaben. Ich übernahm während meines Aufenthaltes beispielsweise das Streichen eines Raumes, das Herrichten der Zimmer für die Vermietung an neue Gäste, das Verpacken von Bestellungen aus Henriks Onlinehandel, das Versenden der Bestellungen an die Kunden oder das Aktualisieren und Updaten seines Onlineshops. Alles in allem eine vielfältige und sehr lehrreiche Zeit.
An den Wochenenden unternahmen wir Workawayer gemeinsam kleinere Ausflüge in die Umgebung. Einen gesonderten Blogartikel über Ausflugsmöglichkeiten in und um Kristiansand findest du hier: